Woche vom 5. bis 11. Februar

von Walter Schroeder

Wochenspruch
Wir liegen vor dir mit unserm Gebet und vertrauen nicht auf unsre Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit. Daniel 9,18

Wochenlied
Es ist das Heil uns kommen her EG 342

Sonntag:    Psalm 62
Montag:     1. Mose 19, 1-14
Dienstag:     1. Mose 19, 15-29
Mittwoch:     1. Mose 19, 30-38
Donnerstag:     1. Mose 21, 1-21
Freitag:     1. Mose 22, 1-19
Samstag:     1. Mose 23, 1-20

Im Orient verläuft ein Handel nach uralten Regeln. Das Wort „feilschen“ ist viel zu negativ. Ein richtiges „Ringen“ findet statt, es geht um Wertschätzung dessen, was verhandelt wird. In diesem Fall sogar um Menschen (Kapitel 18). Und das Atemberaubende: Gott lässt sich auf solchen Handel ein, er vollstreckt kein unabänderliches Urteil, sondern lässt Abraham wie einen Partner, einen Freund mitreden. Und Abraham verhandelt mit zäher Leidenschaft und sagt nicht etwa: Herr, dein Wille geschehe! Er verhandelt. Auch wenn er am Ende den „Preis“ als guten Kompromiss akzeptiert.

Solches Ringen ist seitdem zu einem Vorbild geworden für alle, die beten. Bei David, bei Hiob und vor allem in den Psalmen findet sich Ähnliches. Demut und Gottesfurcht bedeuten eben nicht, dass man nur ducken und dulden muss. Verantwortung für das Leben auf dieser Erde kann man vor Gott dadurch wahrnehmen, dass man mit Leidenschaft betet.

Sodom und Gomorrha sind dennoch untergegangen. Aber das lag nicht an Abraham. Die Gesellschaft dort hatte die Grundregeln des menschlichen Zusammenlebens außer Kraft gesetzt. Freiheit wurde mit Egoismus verwechselt.

Einen ähnlichen Schrecken hinterlässt die Geschichte von Isaaks Opferung (Kapitel 22). Auch sie spielt wieder in Jerusalem auf dem Platz, auf dem später der Tempel erbaut werden sollte. Fast in Rufweite predigen dort heute islamische Imame, jüdische Rabbiner und christliche Geistliche über diesen Text. Sogar Selbstmord­attentäter berufen sich darauf, dass Gott das Opfer der Söhne fordert. Guter Gott! Wo bleibt heute der Engel, der der Gewalt aller Seiten mit Macht in den Arm fällt und ruft: Lege deine Hand nicht an den Jungen und tue ihm nichts?

In Kapitel 23 erleben wir Abraham erneut in Verhandlungen, dieses Mal mit den Hetitern. Er sucht ein Begräbnis für Sara, die in hohem Alter verstorben ist, und er will sie nicht nomadisch in der Wüste bestatten, sondern auf die Art der Sesshaften. Dazu braucht er ein Grundstück. Es ist keineswegs selbstverständlich, dass er eins bekommt. Gewiss, in überschwänglicher orientalischer Gastfreundschaft bieten die Hetiter zunächst ein Geschenk an. Aber dabei wäre Sara immer noch nur als Gast begraben. Dann wird wie üblich ein (völlig überhöhter) Preis als Verhandlungsbasis genannt. Ganz unüblich schlägt Abraham sofort ein. Er geht kein Risiko ein und erhält so das erste eigene Grundstück im Land der Verheißung.