Woche vom 28. Mai bis 3. Juni

von Walter Schroeder

Wochenspruch
Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth.
Sacharja 4,6b

Wochenlied
Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist
EG 126

Sonntag:    Psalm 118, 1-14
Montag:     Psalm 118, 15-29
Dienstag:     1. Mose 24, 1-28
Mittwoch:     1. Mose 24, 29-49
Donnerstag:     1. Mose 24, 50-67
Freitag:     1. Mose 25, 19-34
Samstag:     1. Mose 27, 1-29

Wir sind wieder bei den Abraham- (auch Abram)-Leuten, den Wanderern, den Hebräern, den Nomaden, die nie an einem Ort bleiben können, weil Weide und Wasser in der (Halb-)Wüste zum sesshaften Leben nicht reichen. Aber diese uralten Erzählungen aus der Patriarchenzeit sind von leidenschaftlicher Glut und Dramatik erfüllt.

Beim Lesen geschieht es immer wieder, dass wir unversehens hineingenommen werden in die Ängste und Hoffnungen, die Verstrickungen und die Vergebung, in die unvorstellbaren Strapazen und Mühen, aber auch in den Mut zum Aufbruch und zum Durchhalten trotz aller Rückschläge und Gefahren. Aber vielleicht sollte man sich auch Fotos aus der Wüste neben die Bibel legen, um ein bisschen von jener faszinierenden und harten Landschaft vor Augen zu haben, in der sich diese Geschichten abspielten.

Der Tod Abrahams, des „Vaters aller, die auf dem Wege sind“, wird erzählt. Er wird in Hebron neben Sara beerdigt, auf jenem ersten Eigentum also, das er im verheißenen Land erwerben konnte (Kapitel 23). Aber vorher wird Rebekka „gefunden“. Das ist eine Geschichte voller Poesie. Der älteste Knecht Abrahams zieht als Brautwerber ins Zweistromland, also in die weit in die Ferne gerückte Ursprungsheimat des Stammes, um dort Rebekka zu begegnen – am Brunnen!

Wo anders könnte im Orient eine solche Begegnung zauberhafter und symbolhafter sein als dort? Und dieses junge Mädchen (sie heirateten damals mit zwölf bis 14 Jahren) redet als selbstbewusste Hirtin mit dem fremden Mann, den sie an der lebensspendenden Wasserstelle trifft. Die eigentlichen Eheverhandlungen (zur Absicherung der Frau!) werden dann – wie üblich – von der Familie geführt.

Jedoch ist es keineswegs eine Zwangsheirat, die da vorbereitet wird. Rebekka wird ausdrücklich gefragt und stimmt zu (24,57). Sie geht damit ein hohes Risiko ein. Sie kannte ihren Mann nicht und wagte den Schritt doch. Später, bei der ersten Annäherung, verschleierte sie sich (24,65), nicht um sich zu verstecken, sondern um jenen geschützten Raum zu markieren, der von nun an den Eheleuten vorbehalten blieb. Ehen waren damals in erster Linie Arbeitsgemeinschaften, die das persönliche Glück dem Stammeswohl unterordneten. Ausdrücklich heißt es aber in diesem Fall: Isaak führte sie in sein Zelt und gewann sie lieb (24,67). Und sie ihn offenbar auch. Wie schön!