Woche vom 19. bis 25. November

von Michael Schneider

Wochenspruch
Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi.
2. Korinther 5,10

Wochenlied
Es ist gewisslich an der Zeit EG 149

Sonntag:    Psalm 70
Montag:     Judas 1-16
Dienstag:     Judas 17-25
Mittwoch:     Matthäus 24, 1-14
Donnerstag:     Matthäus 24, 15-28
Freitag:     Matthäus 24, 29-31
Samstag:     Matthäus 24, 32-44

Der Judasbrief ist eine der kürzesten biblischen Schriften überhaupt: nur 25 Verse und 458 griechische Wörter, in etwa so lang wie diese Bibellese. Die wesentliche Intention des Schreibens wird bereits im dritten Vers zusammengefasst: „Es ist das Ziel all meiner Bemühungen, euch von dem Heil zu schreiben, das unser aller Heil ist; darum halte ich es für notwendig, euch mit diesem Brief zu ermahnen, für den Glauben zu kämpfen, der den Heiligen ein für alle Mal anvertraut worden ist.“ (Zürcher Übersetzung).

Eine einzige Ermahnung: Es gibt Heil für alle, kämpft für den Glauben, steht dafür ein, gebt nicht leichtfertig auf! Ein kurzes Schreiben in eine konkrete Situation hinein, das zudem theologisch Bedeutsames wie etwa Kreuz und Auferstehung nicht benennt – was macht diesen Text so wichtig, dass er Teil des neutestamentlichen Kanons wurde und bis in die Gegenwart gelesen wird? Der Judasbrief hat ein ungewöhnlich umfangreiches Vokabular, die Formulierungen wirken besonders gewählt – das ist auch noch in deutschen Übersetzungen durchaus erkennbar.

Hier schreibt außerdem ein Autor, der sich über die Verbindung zum Herrenbruder Jakobus in die unmittelbare Nähe Jesu Christi einordnet und dem es zugleich wichtig ist, dass die Geschichte der „Geliebten“ schon vor Jesu Leben, im befreienden Handeln Gottes in Ägypten begonnen hat. Das ist für Judas wesentlich: Beten im Heiligen Geist (V. 20), Gott Ehre, Hoheit, Gewalt und Macht zu geben (V. 25) und dabei Jesus Christus als den Retter (V. 25) anzuerkennen.

Während Judas weit in die Geschichte des Gottesvolkes zurückblickt, eröffnet sich mit Kapitel 24 des Matthäusevangeliums ein Fenster, durch das sich auf das Ende der Welt blicken lässt.

Da sind zunächst bekannte apokalyptische Bilder zu sehen: Kein Stein wird auf dem anderen bleiben, es treten Irrlehrer und falsche Propheten auf, Verfolgungen stehen auf der Tagesordnung. Und dann macht Matthäus einen Punkt besonders deutlich: Seid wachsam. Wenn der Hausherr wüsste, wann der Dieb kommt, wüsste er den Diebstahl zu verhindern. Seid bereit, denn „der Menschensohn kommt zu einer Stunde, da ihr’s nicht meint.“ (V. 44, Lutherübersetzung). Schon an dieser Stelle hat der Aufruf zur Wachsamkeit einen bitteren Beigeschmack: Sind die Menschen überhaupt in der Lage, immer auf das Kommen Gottes gefasst zu sein, immer wachsam zu sein? Oder wird die Aufmerksamkeit nicht zu allerhand anderem im apokalyptischen Geschehen gelenkt?