Andacht

Wenn das Feuer brennt

von Rafael Dreyer

Foto: epd-bild / Frank Drechsler

Über den Predigttext für den Sonntag Estomihi: 1. Korinther 13,1-13

Predigttext
1 Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. 2 Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts. 3 Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und meinen Leib dahingäbe, mich zu rühmen, und hätte der Liebe nicht, so wäre mir’s nichts nütze. 4 Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, 5 sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, 6 sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; 7 sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. 8 Die Liebe höret nimmer auf, wo doch das prophetische Reden aufhören wird und das Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis aufhören wird. 9 Denn unser Wissen ist Stückwerk und unser prophetisches Reden ist Stückwerk. 10 Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören. 11 Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war. 12 Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin. 13 Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

Allein dieses Wort,… Amor zielt aufs Herz, einmal getroffen, weckt er Gefühle, Erinnerungen an Schmetterlinge im Bauch, wie damals auf der Bank beim Josefshäuschen, von niemandem gesehen, in unserer Abendsonne, gegen 6 im Mai 88. Ein Hohelied der Liebe, ohne Gesang, ein Atem, vier Lippen, zwei Wangen und ihr Haar, Gold zwischen den Fingern … die Zeit tickte nicht mehr, sie hört niemals auf… sie glaubt alles, sie hofft alles. Da wohnt ein Sehnen. Sweet sixteen?

Ist die Sehnsucht noch da? So fragen wir, wenn die duftenden Rosenblätter eines nach dem anderen zu Boden fallen und weggekehrt werden. Und ich lange nicht mehr alles ertragen und dulden will. Bekomme ich genug Liebe? Als Ehemann habe ich einen Anspruch auf die Liebe meiner Frau, oder etwa nicht?! Oder umgekehrt: Wo bleibt die liebende Dankbarkeit für all das, was ich für ihn tue? Wie soll ich den noch achten, nach dem, was er mir angetan hat? Scheuklappen, Schubladen, Schlussstriche!

Paulus denkt nicht zuerst an ein Geben und Nehmen, oder an die Liebe zwischen alten Freunden. Ihm schwebt hier auch nicht die romantisch-erotische begehrende Liebe vor, auch wenn diese in ihrem göttlichen Drang nach Verschmelzung neues Leben erschaffen kann. Paulus meint die selbstlose, dienende Liebe, die göttliche Agape. Ist das eine vom erhobenen Zeigefinger verordnete Zuneigung?

In Römer 5,5 lesen wir von dieser Liebe Gottes: Sie ist „ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist“. Damals wurde aus Saulus Paulus. Diese Liebe ist immer auf dem Weg zu uns. Es gibt sie in Reinform: Dort, in SEINER Herrlichkeit.

So hebe ich meine Augen auf zu den Bergen, woher kommt mir Hilfe? Von droben, wo die Liebe als Funkenfeuer der Lava vulkanisch spielt, emporgeschossen aus tiefen Quellen der Barmherzigkeit desjenigen, der sowohl den Himmel als auch die dunkle Erde kennt, sogar gemacht hat. Der nicht schläft noch schlummert, dessen Fürsorge sich von dort oben ins Herz ergießt, als beuge Er sich herab, um dich auf Seinen Arm zu heben.

Daher diese hymnische Sprache, die sich steigert, sie glaubt alles, hofft alles, hört niemals auf… Papa Gott! Brannte nicht unser Herz!? Heiß wie die Feuerzungen 50 Tage nach der Auferstehung Jesu in Jerusalem. Der Tröster... der hört niemals auf… trägt dich und mich, und macht uns zu Schwestern und Brüdern, wenn wir nur aufschauen zu Ihm.

Wer einmal entfacht wurde, wird merken, wie Bitterkeit verbrennt, die Lust an der Bosheit, wie Dornengestrüpp den Flammen und einem lauten Lachen weicht. Stattdessen Feuereifer, dem Nächsten zu dienen, selbst der unangenehmen Kollegin niemals zu schaden.

Liebe deinen Nächsten, denn er ist wie du! Versuche, sie in ihren Bedürfnissen wahrzunehmen, nicht nur ausnahmsweise. Mach es wie Gott, werde Mensch.

Gebet

Lasst uns beten: Zünde an dein Feuer, Herr im Herzen mir, hell mög es brennen, lieber Heiland dir. Was ich bin und habe, soll dein Eigen sein. In deinen Händen schließe fest mich ein.
Quelle des Lebens und der Freude Quell, du machst das Dunkel meiner Seele hell. Du hörst mein Beten, hilfst aus aller Not, Jesus, mein Heiland, mein Herr und Gott.
(Text: Berta Schmidt-Eller nach der Melodie der israelischen Nationalhymne.)